Romane schreiben mit klarer Struktur und kreativer Freiheit: Ich zeige dir, wie ich meine Geschichten bereits vor dem ersten Satz im Kopf fertig schreibe.
Schreiben ist für mich ein Balanceakt zwischen Kreativität und Struktur. Die Geschichte muss genug Raum haben, um sich frei entwickeln zu können. Doch der Rahmen muss auch eng genug gesteckt sein, dass sie sich nicht in Langatmigkeit verliert. Deshalb beginnt ein Buch für mich nicht mit dem ersten Satz, den ich schreibe, sondern lange davor. Ich greife eine Idee auf, spinne sie bis zum Ende und wähle die Protagonisten. Erst wenn ich ein mögliches Ende im Kopf habe, den Aufbau des Buches kenne und die einzelnen Kapitel vorskizziert habe, beginne ich mit dem Schreiben.
Dieses Schema wende ich bei Romanen gleichermaßen an wie bei wissenschaftlichen Arbeiten oder fachspezifischen Blogposts. Bereits während meines Studiums konnte ich vor dem Schreiben meines ersten Satzes genau sagen, wie meine Hausarbeit aufgebaut sein würde, welche Inhalte ich diskutieren würde und wie viele Seiten jedes einzelne Kapitel umfassen würde. Und in den Jahren meiner selbstständigen Tätigkeit als Copywriter habe ich mich nie bei meiner Wortzahl verschätzt oder eine Deadline verpasst.
Das gleiche systematische Vorgehen wende ich auch an, um mein Kopfchaos zu strukturieren. Um mir bei der Organisation so wenig kreativen Freiraum wie möglich zu geben, setze ich auf die klassische Excel-Tabelle. Für mein erstes Buch Das Ende vom Anfang enthielt diese folgende Reiter:
- Grobe Kapitelübersicht mit Handlungsrahmen und Schlüsselmomenten
- Detaillierte Kapitelbeschreibung mit dem Inhalt der einzelnen Szenen
- Liste der Protagonisten und ihrer äußerlichen und charakterlichen Beschreibung
- Zeitstrahl und Handlungsorte
- Offene Fragen und Notizen
Natürlich ist diese Tabelle nicht komplett, bevor ich mit dem Schreiben beginne, doch ich versuche zumindest vorab eine grobe Kapitelübersicht zu erstellen. Die genauen Inhalte der einzelnen Szenen ergänze ich dann nach und nach beim Schreiben, je nachdem wie sich die Geschichte und ihre Charaktere beim Schreiben entwickeln. Je mehr ich jedoch im Voraus durchdenke und in meiner Tabelle fixiere, desto leichter fällt mir anschließend das Schreiben und desto klarer wird auch die Erzählstruktur. Deshalb rate ich dazu, vor dem Schreiben lieber zu viel zu durchdenken, damit keine Logikfehler entstehen, die Charaktere sich nicht in Dialogen verlieren oder die Geschichte plötzlich tausend Seiten umfasst. Denn anpassen lässt sich diese Tabelle jederzeit. Außerdem ist es eine ganz andere Art von Vorfreude, beim Schreiben genau zu wissen, welche Cliffhanger das Kapitelende aufwirbeln und welche Abenteuer auf der nächsten Seite auf die Charaktere lauern.
Das Titelbild wurde mit DreamLab von Canva generiert.