Du hast ein Buch geschrieben – und niemand interessiert sich dafür? Erfahre, wie ich mein erstes Manuskript teilte, auf Schweigen stieß und wo ich schließlich echtes Feedback fand.
Kennst du das Gefühl, nach einer langen Reise voller Abenteuer nach Hause zu kommen – und niemand interessiert sich dafür? Dieses Phänomen ist vielen leider allzu bekannt. Nachdem man in einem Jahr so viel gelebt hat, wie normalerweise in zehn, kommt man heim mit voll beladenen Taschen an mannigfachen Abenteuern, Begegnungen und Erinnerungen, begierig darauf, sie vor seinen Liebsten auszubreiten, und niemanden interessiert es. Niemand stellt eine Frage, niemand möchte Bilder sehen, niemand scheint zu merken, dass man jetzt ein neuer Mensch ist. Genauso ging es mir auch mit meinem ersten Buch.
Ich hatte mich zwei Monate lang in meinem Apartment in Kuala Lumpur eingeschlossen und mich hinter meinem Laptop verschanzt. Freunden und Familie erzählte ich, dass ich an einem großen Freelancer-Projekt arbeitete und damit Tag und Nacht beschäftigt sei. Das Freelancer-Projekt endete jedoch nach zwei Wochen, die nächsten sechs Wochen verbrachte ich damit, mein Herz auf Papier auszuschütten. Allein mit meinem Geheimnis, allein in einem fremden Land, allein in meinem Kopf. Denn ich wollte keiner sein, der nur vom Bücherschreiben redete, sondern es tatsächlich tat. Deshalb verschwieg ich es, bis ich mein fertiges Manuskript in den Händen hielt. Und dann überraschte ich alle mit den großen Neuigkeiten.
Ich schickte das Buch meiner Mutter, meinem Bruder und meinen besten Freundinnen aus dem Germanistik-Studium. Dann lehnte ich mich zurück, kaute an meinen Fingernägeln und starrte mein Handy an. Keine Antwort. Also putzte ich die Wohnung, kochte mir etwas zu Essen und starrte auf mein Handy. Keine Antwort. Deshalb stieß ich mit mir selbst auf meinen Erfolg an, lud mich in eine Speakeasy Bar hinter einem Bücherregal ein und ging anschließend schlafen. Am nächsten Morgen kam die Antwort von meiner Mutter:
Hab dein Buch fertig gelesen…
viele Tränen
viele Fragen
viele Umarmungen
viel Stolz
und endlose Liebe
mein Herz ist so voll davon!
Hab den ganzen Tag und die ganze Nacht gelesen,
werde es aber noch einmal lesen
… und noch einmal
Eine wundervolle Nachricht. Leider jedoch auch die einzige, die ich für lange Zeit erhielt. Näher auf den Content, die Sprache oder das Potenzial eingehen wollte sie genauso wenig wie die anderen Testleser. Während ich mir am liebsten einen Buchclub gegründet hätte, nur um mein eigenes Werk Wort für Wort totzudiskutieren, wollte sonst anscheinend niemand darüber reden. Ich dachte mir bereits, dass man als Autor beim Schreiben alleine ist, aber ich wusste nicht, dass man es auch danach bleibt.
Von wem erhielt ich also Feedback für mein Manuskript? Von den Literaturagenturen, als ich mein erstes Buch veröffentlichen wollte – zwei entschieden sich für mich, andere verfassten detaillierte, konstruktive Antwortschreiben; von Rabiya, der ich mein komplettes Buch vorlas – auch ohne Worte konnte ich hier direkt ihre Mimik und ihre Reaktionen beobachten; und vom Publikum, als ich das Kapitel (K)eine Liebesgeschichte bei einem Open Mic vorstellte – auch Tage später wurde ich noch von Personen auf der Straße darauf angesprochen.
Schreiben ist eine einsame Reise – aber einen literarischen Austausch findet man an den unerwartetsten Orten. Erfahre mehr dazu in meinen anderen Blogbeiträgen über das Schreiben, das Lesen und meine Reise als junge Autorin. Wer sein erstes Buch veröffentlichen will, muss lernen, mit Stille und Überraschungen umzugehen, doch echtes Feedback kommt oft, wenn man es am wenigsten erwartet.